Zahlen und Fakten




    Gibt es obdachlose Menschen, die freiwillig auf der Straße leben?
    Ja, die gibt es!

    Wir haben mal ein paar Gründe zusammengefasst:

    • Wer viele Jahre lang auf der Straße gelebt hat, kann sich in einem Zimmer eingeengt fühlen.
    • Für manche Obdachlose ist es unvorstellbar, sich irgendwelchen Regeln zu unterwerfen wie Hausordnung, Ruhezeiten und Putzdienst.
    • Meist ist es nicht gestattet, gemeinsam mit seinem Hund in einer Unterkunft zu übernachten.
    • Trotz aller Widrigkeiten schätzen die Personen die „Freiheit“, die ein Leben auf der Straße mit sich bringt.
    • Suchterkrankungen können zu „freiwilliger“ Obdachlosigkeit führen.
      (Es gibt aber beides: Personen, die obdachlos werden, weil sie abhängig sind und die, die abhängig werden, weil sie obdachlos sind.)
    • Menschen können durch die Obdachlosigkeit nicht nur physisch, sondern auch psychisch krank werden. Das kann sich z.B. dadurch äußern, dass sie ständig das Gefühl haben, den Ort wechseln und herumreisen zu müssen.
    • Eine psychische Erkrankung kann sich auch dadurch äußern, dass Betroffene den Aufenthalt in einem engen Raum verweigern.

    „Ich mag nicht in geschlossenen Räumen sein, ich krieg dann Klaustrophobie!”


    Trauma und Sucht

    Wenn ein Mensch etwas erlebt, das ihn existenziell bedroht, dann kann daraus ein Trauma – eine seelische Wunde – entstehen. Noch viele Jahre später können solche Wunden Verhaltensweise und Gefühle hervorrufen, unter denen die Betroffenen und ihre Umgebung leiden.
    Wenn traumatische Erfahrungen nicht verarbeitet wurden, dann bleiben Spuren zurück, die Gewalt und Sucht begünstigen. Eine Trauma-Bewältigungsstrategie kann der Alkoholkonsum sein – man betäubt seinen Schmerz und trinkt sich sein Leben schön. Im betrunkenen Zustand wird nicht mehr an die bedrohliche Vergangenheit, an das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit gedacht…

    Unsere Gäste kommen meist mit einem biographischem Gepäck in die Bahnhofsmission. Wenn wir von den traumatischen Erlebnissen erfahren und um Rat gefragt werden, dann hören wir zu und helfen dort, wo es uns möglich ist.

    Gerade unsere obdachlosen Besucher:innen fühlen sich oft von der Gesellschaft ausgegrenzt. „Mitten drin, doch nie dabei!“ Es passiert, dass sie angepöbelt und niedergemacht werden – was ihr Trauma und ihre Mutlosigkeit verstärken kann. Bei uns in der Bahnhofsmission sind sie willkommen.

    Uns ist aber natürlich bewusst:
    Wir ersetzen keine Therapie!