Hofkeller goes Benefiz

Hofkeller goes Benefiz

Konzert für die Bahnhofsmission – Projektgruppe des Fördervereins sucht kluge Köpfe

 

Zwischen den Stückfässern des Staatlichen Hofkellers wird normalerweise Wein probiert. Manchmal sind es Winzerinnen, die ihn präsentieren. Manchmal geht es um Wein und Käse. Am Samstag lud der Hofkeller zu einem neuen Event ein: Musiker sangen und spielten für die Bahnhofsmission Ausschnitte aus Opern, Operetten und Musicals. „Das war für uns eine Premiere“, so Veranstaltungsleiter Bernd van Elten. Noch nie zuvor habe es im Hofkeller eine Benefizveranstaltung gegeben.

„Wein & Musik“ hieß das neue Veranstaltungsformat des Fördervereins der Bahnhofsmission. Über 100 Menschen ließen sich davon anlocken, was einen Erlös von mehr als 1.000 Euro in die Kasse des Fördervereins spülte. Vier Stunden lang genossen sie Musicalhits wie das Liebesduo aus „Phantom der Oper“, sie lernten die „Juliska aus Budapest“ kennen, ließen sich in die wilden 20er Jahre entführen und stimmten bei „Funiculì, funiculà!“ lebhaft ein. Dazwischen informierte van Elten unterhaltsam über die Gutsweine des Hofkellers.

 

„Wir sind eine staatliche Einrichtung, deshalb steht es uns gut an, Gutes zu tun“, so der Weinspezialist. Als Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins, auf ihn zukam, ließ er sich deshalb nicht lange überreden. Auch die vier Musiker Anke Katrin Glucharen, Matthias Köhler, Georgios Bitzios und Wolfgang Schöttner waren schnell bereit für die Bahnhofsmission zu spielen.

 

Er sei sozial eingestellt, so der Aschaffenburger Pianist Wolfgang Schöttner. Durch die Musik habe er selbst viel Glück und Freude erfahren. Das möchte er an Menschen, die weniger Glück im Leben hatten, weitergeben.

 

Bei Georgios Bitzios ist es vor allem die christliche Überzeugung, die ihm zum Engagement bringt. „Jeder Mensch kann einmal in eine prekäre Lebenslage kommen“, weiß der Tenor. Die Arbeit der Bahnhofsmission liegt dem Musiker aus biografischen Gründen nicht fern. „Da ich aus Griechenland komme, sehe ich an meiner eigenen Familie, wie schlimm es ist, wenn Menschen, die ein ganz normales Leben geführt haben, plötzlich vor dem Nichts stehen.“ Vollkommen unverhofft seien sie darauf angewiesen, Hilfe anzunehmen. Bitzios: „Aus diesem Grund bin ich ein großer Befürworter von Hilfsprojekten.“

 

Auch für Saxophonist Matthias Köhler ist es selbstverständlich, sich sozial zu engagieren. Darum gibt er öfter Benefizkonzerte. Für die Bahnhofsmission spielte er am Samstag zum ersten Mal – und mit voller Überzeugung, damit einem guten Zweck zu dienen. „Es ist wichtig, Menschen zu unterstützen, die keine Bleibe haben, die unterwegs oder bedürftig sind.“ Warum sie in Not gerieten, sei egal: „Es wäre vermessen von uns, darüber zu urteilen, inwieweit diese Menschen an ihrer Hilfsbedürftigkeit selbst schuld sind.“ Niemand habe sein Schicksal in der Hand. Und manchmal meint es das Schicksal nicht gut.

 

Das kann Anna Reus bestätigen. Seit über zwei Jahren engagiert sie sich neben ihrem Beruf ehrenamtlich in der Bahnhofsmission. „Zu uns kommen Menschen, die durch alle Raster fallen“, so die Besucherin der Benefizveranstaltung. Vor allem Osteuropäer lebten oft unter unvorstellbar prekären Umständen in Würzburg. Sie haben keinen Anspruch auf Sozialleistungen. In der Bahnhofsmission erhalten sie etwas zu essen, einen Tee, auch wird ihnen geholfen, wenn sie krank werden.

 

Ohne ihr Ehrenamt hätte Anna Reus nie erfahren, wie groß die Not mancher ihrer Mitbürger in der Domstadt ist. Wer ein „normales“ Leben führt, kommt kaum in Berührung mit Armut. Umso wichtiger ist es für den Förderverein, durch kreative Veranstaltungsformate Brücken über die sozialen Gräben zu schlagen.

 

Hierfür gibt es eine eigene Projektgruppe, die immer wieder neue Ideen entsinnt, wie es gelingen könnte, die Menschen auf die soziale Not in ihrer Stadt und die Notwendigkeit der Bahnhofsmission aufmerksam zu machen. „Aktuell suchen wir weitere findige Köpfe“, so Fries. Wer sich auf dieses spezielle Ehrenamt einlässt, erhält die Möglichkeit, seine gestalterische Kraft voll zu entfalten. Denn jede Idee, die den Brückenschlag vollzieht, mag sie zunächst auch etwas „verrückt“ klingen, ist dem Förderverein willkommen.