Oktober 12, 2015

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Mal amüsant, mal berührend

Mal amüsant, mal berührend

Benefizgala des Fördervereins der Bahnhofsmission begeistert im Bockshorn

 

Würzburg. Mit einem temperamentvollen „Olé!“ wurde sie eröffnet, die zweite Benefizgala, die der Förderverein der Bahnhofsmission am Sonntag im Theater Bockshorn organsierte. Über 250 Besucher ließen sich von Würzburger Künstlerinnen und Künstlern begeistern. Doch nicht nur die dargebotenen Songs, Jazzstücke, Tanzeinlagen und Comedy-Appetizer faszinierten. Auch das Engagement der Bahnhofsmission und ihres Fördervereins stieß auf lebhaftes Interesse.

 

 

Abermals gelang es dem Team des Fördervereins mit Helmut Fries an der Spitze, in Kooperation mit Comedy-Künstlerin Heike Mix ein spannungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Tänzerisch begeisterten die Flamencodamen um Manuela de Cartuja, das Ballett des Mainfrankentheaters mit Anna Vita mit einem Ausschnitt aus Carmen, sowie im furiosen Finale die Breakdancer von DanceEncore. Tosenden Applaus erntete Jazzklarinettist Matthias Ernst alias Mister Clarino zusammen mit dem genialen Gitarristen Hyun-Bin Park. Nachdenklich machte Würzburgs Kulturreferent Muchtar Al Ghusain mit einem selbstgeschriebenen Song, der in berührender Weise auf die aktuelle Flüchtlingsthematik eingeht, und Anne Kox-Schindelin zauberte mit ihrer Harfe eine Sternstunde für die Bahnhofsmission.

Den Comedy-Part bestritten diesmal Sebastian Reich mit seinem sprechenden Nilpferd Amanda sowie Florian Hoffmann von TBC. Sämtliche Künstler traten ohne Gage auf. Der gesamte Erlös der Gala fließt der Bahnhofsmission zu.

 

 

 

 

Vor allem die Fortbildung der Ehrenamtlichen wird diesmal unterstützt. Wie wichtig es ist, die freiwillig in der ökumenischen Christophorus-Einrichtung tätigen Mitarbeiter fortzubilden, verdeutlichte Galagast Maria Schmid. Die Sozialpädagogin trifft sich viermal jährlich mit den Ehrenamtlichen aus der Bahnhofsmission. „Dabei geht es um problematische Klienten“, sagt sie. Schmid vermittelt Strategien, wie die Ehrenamtlichen mit der großen Zahl an psychisch kranken und suchtkranken Klienten umgehen können. Auch das mitunter fordernde Auftreten der Männer ist Gegenstand der Fortbildung.
Was die Bahnhofsmission tut, wusste Benefizgast Gustav Wohlrab aus der Zeitung: „Dort lese ich regelmäßig die Anzeigen des Fördervereins.“ Auch Wohlrab ist ehrenamtlich tätig, und zwar engagiert er sich als rechtlicher Betreuer: „Durch dieses Engagement weiß ich auch, dass es hier in Würzburg tatsächlich Armut gibt.“ Die Zahlen, die auf dem ausliegenden Flyern im Bockshorn-Theater präsentiert wurden, setzten ihn dennoch in Erstaunen: „Hier steht, dass die Bahnhofsmission täglich mehr als 100 Kontakte hat, vor allem zu Bedürftigen. Das kann ich kaum glauben.“

 

 
Ulrike Grüner kam über die Hoffnungskirche in Versbach auf die Idee, die Benefizgala zu besuchen: „Unser Pfarrer hat uns auf die Veranstaltung verwiesen, er meinte, sie kommt einem sinnvollen Zweck zugute.“ Grüner kam einmal bei einer Fahrt zur Reha mit der Bahnhofsmission in Berührung: „Ich sah, wie Mitarbeiter der Bahnhofsmission einer Mutter mit drei kleinen Kindern, die ebenfalls zur Reha gefahren ist, beim Zugwechsel halfen.“ Das fand sie klasse. In welchem Maße die Bahnhofsmission Menschen in prekären Lebenslagen hilft, war ihr bisher unbekannt.

 

 
Auch Dekanin Edda Weise nahm an der Benefizgala teil: „Es ist für mich selbstverständlich, die Arbeit der Bahnhofsmission zu unterstützen.“ Sie hält die ökumenische Einrichtung besonders wichtig für Frauen: „Nur hier finden sie Tag und Nacht Hilfe.“ Aber gerade auch für Menschen ohne Zuhause sei die Bahnhofsmission eine wichtige Zufluchtsstätte: „Wer den ganzen Tag auf der Straße ist, braucht manchmal eine Auszeit, braucht einen Raum, um zur Ruhe kommen zu können.“ Einen solchen Raum biete die Bahnhofsmission.

 

 

Dass sich der Förderverein, allen voran sein Vorsitzender Helmut Fries, seit zehn Jahren intensiv um die Bahnhofsmission kümmert, sei bewundernswert. Weise: „Es ist unglaublich, was der Verein alles auf die Beine stellt.“ Dem stimmte Bürgermeister Adolf Bauer, selbst Mitglied des Fördervereins, voll und ganz zu.

 

 

 

Zu den Unterstützern der Benefizgala gehörte nicht zuletzt Bockshorn-Chef Mathias Repiscus. Selbstverständlich stellte er sein Theater neuerlich unentgeltlich zur Verfügung. „Die Bahnhofsmission hat eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft, wo immer noch Menschen, egal aus welchen Gründen, in Armut leben“ erklärte er. Viele seien vom Schicksal gebeutelt: „Sie gerieten in eine unglückliche Situation und kommen nicht wieder heraus.“ Die Bedeutung der Bahnhofsmission wird nach seinen Prognosen mit Blick auf die Flüchtlinge, die nach Würzburg kommen, weiter wachsen.
Auch JVA-Direktor Robert Hutter mischte sich unter die Galagäste. „Wir arbeiten sehr gut mit der Bahnhofsmission zusammen“, erklärte er. So organisierten die Mitarbeiter immer wieder Heimfahrten von Gefangenen mit Handicaps.

Oktober 12, 2015

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10 Jahre engagiert für die Bahnhofsmission

10 Jahre engagiert für die Bahnhofsmission

 

 

Einrichtungen wie die Bahnhofsmission in Würzburg leben von Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren und sich ehrenamtlich mit ihrer Persönlichkeit und ihren Ideen einzubringen. Die 68 jährige Christa Rüger tut dies nun schon seit 10 Jahren für die Bahnhofsmission. Sie übernimmt einmal wöchentlich einige Stunden Dienst vor Ort und engagiert sich ebenso lange im Förderverein der Bahnhofsmission, der in diesem Herbst sein 10 jähriges Jubiläum feiert.

 

 

Fragt man Christa Rüger nach der Motivation für ihr Engagement nach 43 Berufsjahren, so antwortet sie mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Ich wollte in meinem Ruhestand einfach nicht jeden Tag meinen Wohnzimmertisch abstauben und so habe ich mir eine Aufgabe gesucht, die mir Spaß und Freude bereitet und die sinnvoll ist.“ Und natürlich motivierte sie auch ihre Glaubenseinstellung. Mit einem Augenzwinkern sagt sie: „Ich bin noch rüstig und könnte bestimmt noch über einen 9-Loch Golfplatz laufen, aber das mache ich sicherlich nicht.“
Dabei war am Anfang noch nicht klar, wo sie sich mit ihren Ideen und mit ihrer Energie einbringt. Viele karitative Organisationen in Würzburg standen zur Disposition. „Bei der Bahnhofsmission bin ich eigentlich nur durch Zufall gelandet, weil in meinem Bekanntenkreis eine Spendenaktion für die Bahnhofsmission unterstützt wurde. Da habe ich mir gedacht, die Bahnhofsmission kennst du eigentlich gar nicht, das schaust Du Dir mal an.“ Sie hat es sich angeschaut und ist geblieben; mittlerweile seit 10 Jahren!

 

 

Über ihren Aufgabenbereich sagt sie: „Ich sehe meinen Dienst so, dass ich mich um die anfallende Arbeiten kümmere, wie an der Theke Essen ausgebe, Tee ausschenke, Betten ab- und frisch überziehe, die ja nahezu täglich vergeben werden. Und dann natürlich auch die Abholungen am Gleis: Seien es die älteren Menschen mit dem Rollator oder auch mal jemand mit Rollstuhl, die Mütter mit den Kinderwägen, blinde Menschen denen geholfen werden muss. Nachdem bei uns im Bahnhof kein Aufzug da ist, ist es wichtig, dass diese Leute gut von Gleis A nach Gleis B gebracht werden. Und dann sehe ich meine Aufgabe auch ganz einfach darin, da zu sein für Ältere oder für Jüngere, wenn man merkt, die suchen ein Gespräch. Aber ich werde mich hüten, gute Ratschläge zu erteilen, denn manchmal ist es einfach nur wichtig, dass man zuhört und vielleicht Hilfe anbietet dahingehend, dass man sie weiter vermittelt oder eben einen Hauptamtlichen holt, der das dann in die Hand nimmt. Ich bin ja erst wieder in einer Woche da und wer weiß, was bis dahin ist……… Ich bringe auch gern den Abfall weg, denn das sind ja alles Dinge, die gemacht werden müssen und da bin ich mir nicht zu schade dafür.“

 

 

Für Christa Rüger ist das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen wichtig, damit die Besucher der Bahnhofsmission die Hilfe, Beratung oder auch Zuwendung erfahren, die sie in diesem Moment brauchen.

 

 

 

 

10 Jahre lang ist sie nun bei der Bahnhofsmission engagiert und auf die Frage, was es denn sei, dass sie so lange geblieben ist und sich gerade in diesem Arbeitsfeld engagiert, sagt sie: „Zum einen sind es die Menschen, die zu uns in die Bahnhofsmission kommen. Manche kenne ich nun schon seit 10 Jahren. Und dann ist es die Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen. Was ich da in diesen 10 Jahren an jungen Menschen kennengelernt habe! Früher war es so, da hatte man einen festen Kollegenkreis, zu manchen hat man bis heute noch private Verbindung. Heute ist die Kontinuität nicht mehr so gegeben, die Struktur hat sich einfach verändert.

 

 

Oft sind die jungen Leute nur kurz da, dann gehen sie zum Studium weg oder ins Ausland. Aber gerade diese Begegnungen sind etwas, was mich bei jedem Dienst wieder neu fasziniert. Die jungen Leute lernen von mir und ich lerne von ihnen. Natürlich tut es auch gut, von den Besuchern immer mal ein Feedback zu bekommen wie „Danke für die Hilfe.“ – oder „Mensch, euer Tee schmeckt immer so gut.“ Das hilft über die Nörgler, denen man es nie recht machen kann, hinweg zu schauen.

 

 

Über ihren Dienst bei der Bahnhofsmission hinaus engagiert sich Christa Rüger auch im Förderverein der Bahnhofsmission. „Der Vorsitzende Helmut Fries hat mich damals gefragt, als ein Schriftführer gesucht wurde. Da dachte ich, okay, Steno und Schreibmaschine, damit habe ich mein Geld verdient., das kann ich, mach ich. Und es macht auch großen Spaß, sich hier einzubringen. Wir stellen ja als Förderverein einiges auf die Beine.“ Die vordringlichste Aufgabe des Fördervereins ist es, Ehrenamtliche für ihre Arbeit fortzubilden um sie in ihrem Dienst zu unterstützen. Dabei werden vor allem Seminare, Supervisionen und Teamtreffen finanziert. Dieses Engagement kommt dann wieder den Klienten zugute. Auch ist dem Förderverein die finanzielle Unterstützung des Nachtdienstes ein besonderes Anliegen, um Frauen in Not Zuflucht und Schutz zu gewähren.

 

 

Wenn man Christa Rüger fragt, was sie der Bahnhofsmission in den nächsten 10 Jahren wünscht, nennt sie zunächst, „dass die Finanzierung der Arbeit gesichert ist, so dass weiterhin Menschen kommen können und Hilfe erfahren.“ Aber sie wünscht sich auch, „dass sich weiterhin Menschen in der Bahnhofsmission engagieren, so dass die Aufgabe auf viele Schultern verteilt bleibt.“ Ob sie selbst die nächsten 10 Jahre noch mit gestaltet? Christa Rüger lacht: „Nein, 10 Jahre sicherlich nicht, dann gehe ich ja auf die 80 zu. Irgendwann habe ich wahrscheinlich nicht mehr die Kraft einen Kinderwagen die Treppen hoch bzw. runter zu tragen oder einen Rollstuhl die Rampe hochzuschieben.“ Vielleicht wird sie ja dann Zeit haben um ihr großes Vorhaben umsetzen zu können: „Ich bin ja noch an einem Vormittag in einem Kindergarten tätig und dieser Dienst ist natürlich mindestens genau so spannend wie der in der Bahnhofsmission. Bunter könnte sich mein Rentenleben eigentlich gar nicht darstellen, somit ich habe das Gefühl – und vielleicht gelingt mir das sogar – dass ich irgendwann mal ein Büchlein schreibe mit dem Titel: „So geht Rente!“